
Wenn Schülerinnen und Schüler in Bestwig Biologie lernen, geht es nicht nur um Gene und Zellen. Sie diskutieren, probieren aus, entwickeln eigene Lösungen – und erfahren, dass Lernen mehr sein kann als reines Pauken. Dahinter steht „Deeper Learning“, ein Konzept, das Wissen vertieft und Werte
vermittelt.
Von Markus Hester, Schulleiter des Berufskollegs Bergkloster Bestwig
Am Berufskolleg Bergkloster Bestwig verfolgen wir eine klare Vision: Wir möchten unseren Unterricht stetig weiterentwickeln und dabei neueste Erkenntnisse der Bildungsforschung nutzen. So schaffen wir für unsere Schülerinnen und Schüler ein Lernen, das fachlich stark macht und gleichzeitig persönlich wachsen lässt. Das lässt sich gut mit unseren christlichen Werten verknüpfen – sie geben dem Unterricht Tiefe und Orientierung.
Was steckt hinter „Deeper Learning“?
Das Unterrichtsmodell „Deeper Learning“ wurde von der Bildungsforscherin Anne Sliwka (Uni Heidelberg) beschrieben. Es steht für vertieftes Lernen, das über ein reines Faktenwissen deutlich hinausgeht. Inhalte sollen verstanden, kritisch hinterfragt und in neuen Situationen angewandt werden. Ziel ist es, dass Jugendliche selbstständig Lösungen entwickeln.
Im Mittelpunkt stehen die „4K“: Kollaboration (zusammenarbeiten), Kommunikation, Kreativität und kritisches Denken. Es kommt darauf an, den eigenen Lernprozess zu steuern. Der Ablauf ist klar: Nach einer Phase der Einführung folgt eine Vertiefung und am Ende eine Präsentation. Die Lernprozesse orientieren sich an den Anforderungen der Arbeitswelt und des Lebens außerhalb der Schule. Digitale Lernplattformen und klassische Unterrichtsformen ergänzen sich dabei.
Forschung trifft Werte
Für uns als katholische Schule ist der besondere Reiz, dass sich diese wissenschaftlich fundierten Methoden mit unseren christlichen Werten verbinden lassen. Unterricht, der auf Forschungsergebnissen basiert, kann so zugleich lernwirksam und sinnorientiert sein. Wir möchten, dass unsere Schülerinnen und Schüler nicht nur Wissen aufnehmen, sondern auch eine Haltung entwickeln, die sie trägt.
Wie wir es umsetzen
Damit „Deeper Learning“ nicht nur Theorie bleibt, haben wir es im Schulentwicklungsschwerpunkt „Selbstgesteuertes Lernen stärken“ fest verankert. An pädagogischen Tagen hat das Kollegium das Konzept ausgearbeitet. Eine Checkliste unterstützt die Lehrkräfte bei der Planung. So entstanden in allen Bildungsgängen konkrete Vorhaben.
Im kommenden Schuljahr werden diese Projekte weiter erprobt. Anschließend werten wir sie in den Fachschaften aus und holen ein systematisches Feedback der Lernenden ein. So stellen wir sicher, dass das Konzept praxisnah bleibt und sich kontinuierlich weiterentwickelt.

Erste Erfahrungen
Die ersten Rückmeldungen zeigen: Unterricht verändert sich spürbar – und mit ihm die Haltung der Lernenden. Viele berichten, dass sie stärker ins Denken, Diskutieren und Ausprobieren kommen. Lernen wird lebendiger und verbindet Kopf, Herz und Hand.
Ein Beispiel: In einer Biologieklasse der Jahrgangsstufe 12 führte ein Projekt zur Genetik zu deutlich mehr Motivation, besserer Zusammenarbeit und kreativerem Problemlösen. Auch die Unterstützung durch die Lehrkraft wurde fast durchgängig sehr hoch bewertet.
Unser Ziel: „Deepest Learning“
Wir sprechen bereits von „Deepest Learning“: Lernen, das auf soliden wissenschaftlichen Grundlagen steht, zugleich Werte vermittelt und so die ganze Persönlichkeit bildet. Unser Ziel bleibt, junge Menschen so vorzubereiten, dass sie fachlich kompetent, verantwortungsbewusst und wertebewusst in Studium, Beruf und Gesellschaft bestehen können.
Wie finden Sie diesen Beitrag?